Seit wenigen Tagen sind wir zurück aus Amazonien – von einer intensiven Drehreise zur Fortsetzung unserer Langzeitbeobachtung „Count – Down am Xingu“. Seit 2009 begleiten wir den Bau des drittgrößten Staudamms der Welt, Belo Monte, mit der Kamera und haben dazu bisher jedes Jahr einen aktuellen Film herausgebracht. Auch in diesem Frühjahr wollen wir aus dem gerade gedrehten Material einen aktuellen Film veröffentlichen – über die dramatische Lage am Xingu. Doch dafür brauchen wir Ihre Unterstützung.
Der Count – Down ist jetzt in seiner entscheidenden Phase: über 80 % des Mega – Staudamms sind bereits fertiggestellt, die Flutung hat begonnen. Mit gravierenden Folgen. Ganze Stadtviertel der Provinzhauptstadt Altamira sind dem Erdboden gleichgemacht, der Urwald gerodet und niedergebrannt, die Lebensgrundlagen von Tausenden Fischern, Flussbauern und Indigen zerstört.
Schon bald werden die Wassermassen des Xingu alles verschlingen. Und aus einem wilden, sauerstoff-reichen Fluss wird ein toter See. Strom für multinationale Aluminumkonzerne und das Schwellenland Brasilien. Alles gegen das Gesetz. „Wir erleben hier das Ende des Rechtsstaates“ , sagt uns die zuständige Staatsanwältin in die Kamera. Und der katholische Bischof von Altamira, Dom Erwin Kräutler, fügt hinzu: „Die Menschen hier zahlen die Zeche. In Altamira explodiert die Gewalt. Wir erleben ein Massaker an Mensch und Natur !“.
Auch diesmal haben wir Bischof Kräutler wieder mit der Kamera begleitet – auf der großen Demonstration gegen die ausufernde Gewalt in Altamira und zur Baustelle des Staudamm Belo Monte. Und mit ihm über seine eigene Zukunft gesprochen. Denn mit 77 Jahren wird Bischof Kräutler sein Amt in diesem Frühjahr an einen jüngeren Nachfolger abgeben. „Ich werde mich nicht nach Österreich absetzen, wo ich geboren bin“, sagt der streitbare Bischof, „sondern auch weiterhin für die Menschenrechte hier am Xingu kämpfen.“
Und das ist dringend erforderlich. Denn die Auswirkungen der Ende November begonnenen Flutung des Staudamms werden für die Menschen immer dramatischer. Zum Beispiel für die Bewohner des Indigen-endorfs Moratu, die von einer verheerenden Moskitoplage heimgesucht werden. Da sich der Xingu durch den Staudamm immer stärker erwärmt und austrocknet. Wir haben mit verzweifelten Bewohnern des Stadtviertels Jardim Independente II gedreht, wo die Menschen um ihr Leben fürchten, wenn der aufgestaute Xingu immer stärker über die Ufer tritt. Und mit arbeitslosen Bauarbeitern, die man zu Tausenden jetzt nicht mehr braucht, weil der Megastaudamm fast fertig ist. Und denen das Geld für die Heimreise fehlt und die z. T. unter erbärmlichen Bedingungen am Busbahnhof ihr Zelt aufgeschlagen haben und betteln. Aber wir haben uns auch diesmal wieder mit den Alternativen zum Staudammboom am Amazonas befasst – dem Kampf gegen das korrupte Netzwerk aus Bauindustrie und Politik und für den Ausbau von Wind – und Solarenergie in Brasilien.
Aus diesem aktuellen Drehmaterial wollen wir möglichst bald einen neuen Film schneiden. Denn bereits Ende März will man die erste Turbine von Belo Monte in Betrieb nehmen. Und am Amazonasfluss Tapajos soll es gleich weiter gehen – mit dem Bau von sieben neuen Großstaudämmen. Die über 150 000 Hektar Urwald vernichten und Tausende Indigene vom Stamm der Munduruku vertreiben werden.
Wir hoffen, dass ein aktueller Film über den Megastaudamm Belo Monte der brasilianischen und inter-nationalen Öffentlichkeit vor Augen führt, welche drastischen Folgen zu erwarten sind, wenn der mit Belo Monte eingeschlagene Weg mit weiteren Großstaudämmen in Amazonien fortgesetzt wird. Doch dafür brauchen wir auch Ihre Unterstützung. Denn für diesen neuen Film fehlen uns noch finanzielle Mittel. Bitte nutzen Sie die Möglichkeit von steuerlich absetzbaren Spenden (siehe Spendenaufruf unter www.neuewut.de), damit wir den neuen Film möglichst bald fertig stellen und auf zahlreichen Veranstalt-ungen hier in Europa aber auch in Brasilien zeigen können. Denn die Menschen am Xingu und Tapajos brauchen vor allem auch Öffentlichkeit, um ihren Kampf gegen die Zerstörung der Natur und ihrer Lebensgrundlagen fortsetzen zu können. Aktuelle Fotos und ein Interview mit Filmemacher Martin Keßler in der „Frankfurter Rundschau“ unter www.neuewut.de Filmprojekt gefördert von: Haleakala Stiftung in der GLS – Treuhand, POEMA e. V., Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt