Eine andere Welt ist möglich – Kampf um Amazonien
Über das Weltsozialforum in Belém/Brasilien (Jan. 2009) und den Kampf gegen die Zerstörung des Amazonas-Urwaldes durch Megastaudämme
Der Kampf der Indigenen gegen die Zerstörung des Amazonas-Urwaldes durch Globalisierung und neue Riesenstaudämme.
Zwei Tage war Indigenenhäuptling José Carlos vom Stamm der Arara unterwegs, um aus seinem Urwalddorf Terra Wanga in die nordbrasilianische Millionenmetropole Belém zu gelangen. Zum Weltsozialforum. Dafür hat er die Reisaussaat verschoben, Frau und Kinder zurückgelassen, doch schließlich geht es um die Zukunft seines Dorfes, wie er uns berichtet. Denn wenn „Belo Monte“, der größte Staudamm Brasiliens, tatsächlich gebaut wird, sitzt sein Dorf künftig auf dem Trockenen, abgeschnitten vom lebensspendenden Wasser des mächtigen Xingu – Flusses, den die Indianer von alters her als Gott verehren. Hunderte Quadratkilometer Urwald sollen in dem riesigen Stausee versinken, Tausende Indianer und Flussbewohner umgesiedelt werden. „Helfen kann uns nur noch internationale Unterstützung“, sagt José Carlos, „deswegen sind wir hier“.
Fast 3000 Indianer haben sich nach Belem aufgemacht, um auf die zunehmende Zerstörung des Amazonas – Urwaldes und die Vertreibung aus ihren angestammten Siedlungsgebieten durch Großprojekte wie den Staudamm „Belo Monte“ aufmerksam zu machen. Denn beim Weltsozialforum in Belem steht die Bedrohung Amazoniens – „der grünen Lunge der Welt“ – ganz oben auf der Tagesordnung.
Wie sehr diese Bedrohung auch mit der Globalisierung zu tun hat, erfahren wir auf zahlreichen Veranstaltungen während des Forums. Oft sind es multinationale Konzerne, die im großen Stil Eisenerz oder Bauxit im Amazonasbecken abbauen und so den Urwald zerstören. Hinzu kommen riesige Soja- und andere Plantagen, die für den Weltmarkt produzieren. All das und der Anstieg der Rohstoffpreise in den vergangenen Jahren hat die brasilianische Handelsbilanz kräftig aufgebessert. Hinzu kommt das Zukunftsgeschäft mit Agrotreibstoffen und der enormen Biodiversität Amazoniens.
Deswegen treibt die Regierung Lula die weitere Entwicklung im Amazonasbecken mit Milliardenprogrammen voran. „Nachhaltige Entwicklung“ ist das Schlagwort, mit dem der zuständige Planungsminister Mangabeira Unger riesige Straßen-, Siedlungs- und Infrastrukturprojekte wie den Staudamm „Belo Monte“ als „umweltverträglich“ deklariert. Weil sie eine nachhaltige ökonomische Entwicklung anstoßen, die auf lange Sicht dem armutsbedingten Raubbau an Urwald und Umwelt Einhalt gebieten würden, wie er uns in seinem Ballhaus – großen Arbeitszimmer in Brasilia erklärt.
„Wir können Amazonien doch nicht in einen Park verwandeln, nur weil die Menschen in Europa Angst vor globaler Erwärmung haben,“ ereifert sich der Minister. Und sein zum Weltsozialforum angereister Chef, Präsident Lula, setzt vor der Presse noch eins drauf: „Es sind meist Ausländer, die hier auf dem Forum unsere Amazonaspolitik kritisieren. Die haben doch keine Ahnung. Amazonien gehört uns, und wir machen hier, was wir wollen!.“ Und dann fordert er eine Fortsetzung der weltweiten Handelsliberalisierung – gerade auch als Antwort auf die Finanzkrise, die sich schon längst zu einer Weltwirtschaftskrise ausgewachsen hat.
Dass diese Krise schon jetzt mit aller Macht in Amazonien zuschlägt, berichten Lucio und seine Kollegen von der Metallarbeitergewerkschaft in Barcarena, einer Industriestadt in der Nähe von Belem. Um 50 % sei die Aluminiumproduktion in den großen Aluhütten von Barcarena eingebrochen. „Weil die Auto- und Bauindustrie weltweit stockt“. Albras und Alunorte, die beiden Alumultis in Barcarena, hätten bereits Zeitarbeiter entlassen. Zwei Drittel der Belegschaft sei „tertiärisiert“, d.h. ohne langfristigen Arbeitskontrakt, die Stammbelegschaft auf ein Drittel geschrumpft. „Hier geht die Angst um“, sagen sie und zeigen uns die marode Infrastruktur von Barcarena. Im Werk selbst dürfen wir nicht drehen. Dafür treffen wir einen ehemaligen Metallarbeiter, den sie entlassen haben. Der rodet jetzt ein Stück Urwald – illegal – um darauf etwas zum Essen anzubauen und eine armselige Hütte zu errichten.
Einige Tage später treffen wir die Metallgewerkschafter erneut. Diesmal auf dem Weltsozialforum bei einem gemeinsamen workshop mit deutschen Metallern. Einer von ihnen ist Peter Camin, Betriebsratsvorsitzender einer Hamburger Aluhütte, die dem norwegischen Alumulti Norsk Hydro gehört. Er berichtet von Kurzarbeit im Hamburger Werk und dem drohenden Aus für die Aluhütte in Neuss bei Köln. „Zur Aluminiumherstellung braucht man gigantisch viel Strom“, sagt Peter Camin. “Und der kostet in Deutschland ungleich mehr, als hier in Brasilien. Deswegen ist die Aluverhüttung nach Amazonien oder in andere Tropenregionen abgewandert. Hier gibt es billige Energie, weniger rigide Umweltauflagen.“
„O preço da luz é um roubo. A vítima é você !“ – „Der Preis für Licht ist ein Raubüberfall. Und Du bist das Opfer!“ Diese Parole prangt auf T-shirts und Flugblättern, die Dilma an ihrem Stand auf der „internationalen Messe“ des Weltsozialforums feilbietet. Sie engagiert sich bei MAB, der sozialen Selbstorganisation der Staudammgeschädigten in Brasilien.
„Internationale Aluminiumkonzerne zahlen lediglich 0,06 Reais für die Kilowattstunde Strom“, empört sie sich. “Doch wir Normalverbraucher in Tucurui bezahlen 0,50 Reais für eine Kilowattstunde – obwohl bei uns ein riesiges Wasserkraftwerk direkt vor unserer Haustür Strom in Hülle und Fülle produziert“. Doch dieser Strom lande hauptsächlich in den Aluhütten von Barcarena. „Wir subventionieren den Billigstrom für die Alumultis durch unsere saftigen Stromgebühren. Dabei haben die meisten von uns keine Arbeit und hausen in menschenunwürdigen Hütten.“
Wir haben Dilma und Ihre KollegInnen von der MAB bereits vor dem Weltsozialforum in Tucurui begleitet. Sie haben uns zu den Geschädigten des Staudamms gebracht, die bereits zur Zeit der Militärdiktatur erbaut wurde. Über 25 000 Menschen wurden seinerzeit zwangsweise umgesiedelt. Viele von Ihnen haben auch mehr als 20 Jahre danach keinerlei Entschädigung erhalten, leben in Elendsquartieren.
Zum Beispiel Carlos. Er muss seine Kinder und Enkelkinder mit Gelegenheitsarbeiten auf dem Markt von Tucurui durchbringen. Früher hat er als Fischer gearbeitet, doch der Staudamm hat ihn Haus und Hof gekostet, die Fischgründe weitgehend zerstört. Jetzt lebt die zwölfköpfige Familie in einem notdürftig aus Holz zusammengezimmerten Pfahlbau direkt am Fluss. Nachts kriechen die Ratten durch die löchrigen Holzplanken und nagen an den schäbigen Schaumstoffmatratzen.
Der vierzigjährige Ronaldo arbeitet nach wie vor als Fischer. Ein gefährlicher Job, denn ohne Vorankündigung werden die Schleusen des Wasserkraftwerkes geöffnet. Schon mancher Fischer wurde so in die Tiefe gerissen. „Früher gab es hier Fisch in Hülle und Fülle“, berichtet Ronaldo. „Doch die Bestände sind drastisch zurückgegangen.“ Schuld daran sei das giftige Gas Methan, das durch die auf dem Grunde des Stausees verfaulenden Baumstämme entstehe. Denn seinerzeit habe man den Urwald einfach geflutet. Jetzt zerstöre das Methan die Fischbestände und die Atmosphäre. Das hätten Wissenschaftler herausgefunden.
Ein Schicksal, dass Antonia Melo von der Stiftung „Viver, Produzir e Preservar“ auch für Altamira und den Fluss Xingu fürchtet, wenn der Riesenstaudamm „Belo Monte“ Wirklichkeit werden sollte. Wir treffen die Koordinatorin der örtlichen Frauenbewegung im Studio des katholischen Fernsehsenders von Altamira.
„Dieser Sender ist für uns sehr wichtig, um Öffentlichkeit für unsere Aktionen gegen das Staudammprojekt zu bekommen“, sagt sie. Alle restlichen Sender und Zeitungen seien in der Hand lokaler Politiker und Geschäftsleute, die vom Staudammbau profitieren wollten. „Die versprechen den Leuten Fortschritt und Entwicklung, wie die Politiker in Brasilia. In Wirklichkeit werden die 25 000 Bauarbeiter, die nach Altamira kommen, um den Staudamm zu errichten, auch Kriminalität und Prostitution bringen. Die Stadt wird aus allen Nähten platzen. Große Baufirmen, lokale Geschäftemacher und Politiker werden sich die Taschen füllen“. Doch die wirtschaftliche Blüte werde nur einige Jahre dauern. Danach sehe es aus, wie heute in Tucurui, das das alles schon hinter sich habe.
Das fürchtet auch Dom Erwin Kräutler, der katholische Bischof von Altamira. Er ist der prominenteste Kopf der Staudammgegner und zum Weltsozialforum nach Belém gereist, um internationale Unterstützung für den Kampf gegen „Belo Monte“ zu organisieren. Nur weltweiter Druck werde die Regierung Lula zum Einlenken bewegen, erklärt Dom Erwin Kräutler. Außerdem gebe es vernünftige Alternativen: „die bereits bestehenden Wasserkraftwerke und Überlandleitungen modernisieren. Die sind hoffnungslos veraltet und produzieren riesige Stromverluste“. Wenn das in Angriff genommen würde, könne man sich neue Riesenstaudämme sparen.
Der gebürtige Österreicher ist auch Vorsitzender der Indigenenmission CIMI der brasilianischen katholischen Bischofskonferenz. „Die Auswirkungen von Belo Monte und anderer Großprojekte in Amazonien werden vor allem für die Indianer verheerend sein“, sagt Dom Erwin Kräutler. „Die Verantwortung dafür tragen nicht nur die brasilianische Regierung und internationale Konzerne. Es sind auch die Verbraucher in Europa.“ Viele von Ihnen wüssten nicht, dass ihre Autos mit Aluminium und Eisen aus Amazonien gebaut würden. Erzeugt mit Billigenergie aus Staudämmen, die den Urwald zerstören und die Indianer vertreiben“. Deswegen seien auch die Menschen in den westlichen Industrieländern aufgerufen, ihren Lebensstil zu überdenken, weniger zu verbrauchen, Das sei die große Chance der gegenwärtigen Weltwirtschaftskrise.
„Wir befassen uns seit Jahren mit den negativen Folgen der Aluminiumproduktion“, sagt Metallgewerkschafter Camin. Auch auf den letzten Weltsozialforen habe es sogenannte Aluworkshops deutscher und brasilianischer Metallgewerkschafter gegeben. „Zumindest menschlich und informationsmäßig sind wir uns dabei näher gekommen. Und mithilfe der deutschen Mitbestimmung und unseres Einflusses in Aufsichtsräten ist es gelungen, die Arbeitsbedingungen unserer brasilianischen Kollegen zu verbessern, schärfere Umweltstandards in den Aluhütten durchzusetzen“. Doch in der Krise habe jeder zunächst mal Angst um den eigenen Arbeitsplatz. Und bis die Menschen in Europa bereit seien, ihre Konsumgewohnheiten dem Klimawandel und der Forderung nach globaler Gerechtigkeit anzupassen, müsse noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden.
„Eine Art Angststarre hat viele Menschen erfasst. Auch in Deutschland“, erklärt Prof. Elmar Altvater, Politikwissenschaftler aus Berlin. Er ist zum Weltsozialforum gekommen, um mit Koll-egen aus aller Welt über die Folgen der Weltfinanz- und -wirtschaftskrise zu diskutieren. „Die Menschen haben Angst und hoffen, dass der Staat es richtet. Doch der Staat kann die grundlegenden Probleme dieses Wirtschaftssystems nicht lösen.“ Deswegen führe auch das an den Industrieländern orientierte Entwicklungsmodell der Regierung Lula für Amazonien in die falsche Richtung.
„Wir befinden uns in einer epochalen Umbruchphase der bisherigen Wirtschaftsweise“, erläutert der Professor. Angesichts der Endlichkeit von Erdöl und anderer Naturressourcen, der weltweiten Umweltzerstörung müsse eine viel kleinteiligere Wirtschaft organisiert werden – auf der Basis regenerativer Energien. Statt Megastaudämme seien viele kleine Wasserräder, Solar – und Windkraftanlagen angesagt. Statt weltumspannender Riesenkonzerne mit einem gigantischen Ressourcenverbrauch lokale und regionale Betriebe, die im Einklang mit der Natur produzierten.
Eine Auffassung, die auch Indigenenhäuptling José Carlos teilt. Er hat uns in sein Dorf Terra Wanga am Fluss Xingu eingeladen, eine knappe Tagesreise mit dem Boot von Altamira entfernt. „Wir wünschen uns nichts sehnlicher, als Solaranlagen. Sonne haben wir genug, doch wir haben kein Geld, um sie zu bauen.“ Im Moment gibt es im Dorf täglich drei Stunden Strom. Am Abend pumpt ein Dieselaggregat Wasser aus dem Fluss in einen Hochbehälter und liefert nebenbei Strom. „Das hat eine Firma im Auftrag der Regierung gebaut, damit wir sauberes Trinkwasser haben“, erklärt José Carlos.“ Doch die haben das Geld kassiert und mittendrin einfach alles stehen und liegen gelassen. Daher müssen wir weiter das ungeklärte Flusswasser trinken, worunter vor allem die Kinder leiden“.
Auch die Malaria setzt den Dorfbewohner heftig zu. Einen Arzt gibt es nicht und Altamira ist weit. So übernimmt es José Carlos bei den ersten Anzeichen der Tropenkrankheit, Medikamente zu verteilen. Einen Lehrer gibt es momentan auch nicht, obwohl das Dorf eine eigene „Schulhütte“ hat. „Normalerweise werden die Kinder bis zur vierten Klasse unterrichtet“, erläutert José Carlos. “Wer weitermachen oder studieren will, muss umziehen nach Altamira“.
Doch Miguel und andere junge Männer bleiben lieber im Dorf. Tagelang gehen sie gemeinsam im Dschungel auf die Jagd oder bestellen kleine Felder mit Bohnen, Mais oder Reis zum Eigenverbrauch ihrer Familien. Mithilfe der Indigenenmission CIMI wollen die Dorfbewohner jetzt 5 000 Kakaopflanzen anziehen und pflanzen. Vielleicht gelingt es Ihnen ja, mit „Dschungelkakao“ etwas Geld zu verdienen, um sich unabhängiger von der spärlichen Regierungshilfe zu machen.
„Den Urwald nicht zerstören, sondern mit ihm leben. Dafür steht die indianische Kultur seit Jahrtausenden“, erklärt uns der bekannte brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff. Angesichts der unübersehbaren Krise des konsumistischen Wirtschafts- und Zivilisationsmodells könne sie uns wertvolle Hinweise liefern, um das menschliche Überleben in Zeiten von Umweltzerstörung und globaler Erwärmung zu sichern.
„90% der Güter, die uns zum Kauf angepriesen werden, brauchen wir nicht. Sie sind Müll, der die Umwelt und unseren Geldbeutel belasten“, wirft Leonardo Boff in eine Diskussionsrunde des Weltsozialforums. Und er mahnt zur Eile. „Uns bleibt nur noch wenig Zeit, zum Umsteuern, sonst kommen durch die globale Erwärmung unumkehrbare Prozesse in Gang, die das bisherige Leben auf dem Planeten Erde vernichten werden.“ Schon bald würden immer mehr Menschen erkennen, dass die gegenwärtige Weltfinanz- und -wirtschaftskrise eine viel grundlegendere Zivilisationskrise sei. „Jeder sollte nur das verbrauchen, was er tatsächlich zum Leben braucht. Da können wir viel von den Amazonasindigenen und ihrer Kultur lernen!“.
Eine Botschaft, die bei Präsident Lula und seiner Regierung noch nicht angekommen ist. Das fürchtet auch Jürgen Reichel vom evangelischen Entwicklungsdienst. Er sitzt im hundertzwanzigköpfigen „internationalen Rat“, der die Weltsozialforen vorbereitet. Wir treffen ihn im Hilton – Hotel von Belem, am Rande einer Zusammenkunft des Rates mit dem brasilianischen Präsidenten.
Immerhin sei Lula dieses Mal nicht zum Weltwirtschaftsforum nach Davos gereist, sondern zum Weltsozialforum nach Belem, sagt Reichel. Und die brasilianische Regierung sei eine der Regierungen, die zumindest für die Argumente der weltweiten sozialen Bewegungen offen sei. Vor allem die sozialen Bewegungen in Brasilien hätten wesentlich dazu beigetragen, dass der Weltsozialforumsprozess erfolgreich sei. „120 000 sind diesmal nach Belem gekommen. Und der Slogan „Eine andere Welt ist möglich!“, ist für immer mehr Menschen eine konkrete Hoffnung, die auch politisch Wirkung zeigt.“ Auch die Regierung Lula könne darüber nicht hinweggehen.
Im „Colégio Mario Barbosa“ sind die Arara – Indigenen derweil beim Packen. Am Abend geht der Bus zurück nach Altamira. Für José Carlos hat sich der weite Weg nach Belem gelohnt. Vor allem, weil die viele Diskussionen und gemeinsamen Aktionen auf dem Forum die verschiedenen Indianerstämme noch mehr geeint haben in ihrem Widerstand gegen die fortschreitende Zerstörung des Amazonas-Urwaldes. Und weil man neue Kontakte zu anderen sozialen Bewegungen geknüpft hat.
Besonders die kriegerischen Kayapo-Indigenen werden den Kampf gegen das Staudammprojekt „Belo Monte“ mit aller Härte weiter führen. Das erklärt uns ihrer oberster Häuptling Akiaboro Kayapo. An seiner Seite in voller Bemalung sitzt Tuira Kayapo, die Heldin des indianischen Widerstandes gegen das verhasste Staudammprojekt.
1989 ging ihr Foto um die Welt, wie sie José Antonio Muniz, den Repräsentanten des Elektrokonzerns „Eletrobras“, mit einer Messerklinge attackiert. Aus Protest gegen die falschen Versprechungen des Konzerns, der schon damals den Riesenstaudamm „Belo Monte“ bauen wollte. Rockstars wie Sting stellten sich daraufhin an die Spitze einer internationalen Protestwelle und brachten das Staudammprojekt zu Fall, weil die Weltbank ihre Kreditzusage zurückzog.
„Was 1989 möglich war, muss doch auch 2009 möglich sein“, sagt Tuira Kayapo und hofft auf eine zweite internationale Protestwelle. Auf dem Weltsozialforum in Belém sind die Indigenen jedenfalls einen wichtigen Schritt voran gekommen. Und vielleicht hat die Weltfinanz- und -wirtschaftskrise ja auch ihr Gutes und es fehlt schlicht das Geld, das umstrittene Megaprojekt zu realisieren.